Drechslertreff am 1. Juli 2016

 

Ein lauer Sommerabend. Rings um Martins Werkstatt ist die Straße komplett zugeparkt. Volles Haus also.
Heute abend wird Martin eine

exzentrisch gekippte Schale

drechseln.

 

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Martin zählt die Besucher.

Die Besucher schauen auf Martin ...

... und schauen ...

... und schauen.

Jetzt aber - geht's los!

Martin wird heute abend eine exzentrisch gekippte Schale drechseln. Schwierig, schwierig, sich das vorzustellen.
Auf jeden Fall: Die Schale wird von der Außenform linsenförmig werden, also eine Wackelschale.
Und es wird eine exzentrisch versetzte Schale als Innenform angearbeitet.

Hier der Rohling: Ein starkes Opferholz ist als Zapfen angeleimt.

Auf der anderen Seite wird eine Planscheibe aufgeschraubt.
Achtung: die Planscheibe wird mit nur zwei kurzen Schrauben in nebeneinander liegenden Löchern der Planscheibe aufgeschraubt. Damit wird sichergestellt, dass die spätere Innenform keine Schraublöcher hat.

Nun wird aufgespannt ...

... und die Mitte des Schalenrohlings markiert. Damit man einen Anhaltspunkt für die Linsenform bekommt.

Dann wird er Zapfen auf das Maß für das Spannfutter rundgedreht und die Unterseite der Schale bis zum Zapfen hin gedrechselt.
Hier muss beachtet werden, das beim Zapfen der Rohling noch ca. 10 mm Holz hat, damit später die Linsenform bis zum Endpunkt gedrechselt werden kann.
Würde man die Unterseite gleich bis zum Ansatz des Zapfens drechen, würde ja eine plane Fläche entstehen.

So, Martin hat nun die Außenform fertig gedrechselt und schleift die Außenseite bis zum Zapfen hin.

Jetzt wird die Planscheibe entfernt.

Hier ist die Unterseite der zukünftigen Schale schon gut zu sehen.

Jetzt wird die Oberseite gedrechselt.

Der linsenförmige Körper der Schale wird fertig.

Wieder schleift Martin ...

... und hier ist die fertige Form.

Um den Rohling nun auf einfache Weise exzentrisch spannen und kippen zu können, hat Martin eine praktische Vorrichtung gebaut.

Er hat das Prinzip der Wanknut auf die Drechselbank übertragen, so dass die Schrägstellung des Objekts an einem Schraubenfutter sehr einfach einzustellen ist.

Diese Zeichnung zeigt das Prinzip schematisch. Sie ist keine technische Zeichnung.
Durch die Verdrehung der beiden Scheiben gegeneinander entsteht bei der maximalen Ausdehnung eine Verschiebung der gebohrten Achse. Diese Verschiebung ist aber in der Praxis nicht wirklich bedeutend. Man kann ja eine Bohrung mit ein oder zwei Millimeter stärker als die später verwendete Schraube des Schraubenfutters einbringen. Dann macht die "verwinkelte" Achse keinerlei Schwierigkeiten.

Man drechselt sich dazu eine Scheibe mit passendem Durchmesser und ca. 15 bis 20 mm Stärke, z. B. aus Schichtholz. Dann bringt man eine Bohrung mit dem Durchmesser der Schraube des Schraubenfutters ein. Die Scheibe wird anschließend diagonal auseinandergesägt.
In die Seite mit der größten Stärke kann man jeweils einen Nagel einschlagen, der die Handhabung erleichtert. Nun können die beiden Scheiben nahtlos gegeneinander verdreht und so die gewünschte Neigung des Objekts eingestellt werden.

Hier demonstriert Martin die größtmögliche Schrägstellung seines Hilfsmittels.

Hier kommt nun die verstellbare Scheibe auf das Schraubenfutter.

Jetzt wird ermittelt, in welche Richtung der Rohling gekippt werden muss, damit die exzentrisch verschobene Schaleninnenseite gut zur Holzstruktur passt und die beiden Schraubenlöcher entfernt werden.

Hier die Markierung für die Ausrichtung und die Mittellinie.

Einzeichnen der Durchmesserlinie.

Bohrung für das Schraubenfutter, leicht angeschrägt.

Hier nun die Vorrichtung im Einsatz. Die Schale ist mit dem Zapfen locker aufgeschraubt. Durch Verdrehen der beiden Scheibenteile kann die passende Neigung erzeugt werden.

Es ist nun äußerst wichtig, dass die Schale exakt so ausgerichtet ist, dass die spätere Aussenkante der zu drechselnden Innenform = Schale rechtwinklig zur Drechachse steht.

Das lässt sich ermitteln, indem man die locker gespannte Linse per Hand dreht und mit einem Bleistift die Linie für die Kante der Schale markiert. Diese Linie muss einen Kreis ergeben. Erst dann ist die Neigung richtig.
In der Vergrößerung sind auch die beiden Schraublöcher zu sehen, die dann weggedrechselt werden.

Hier der Kreis.
Die Linse ist also gut ausgerichtet und eingespannt.

Jetzt kann mit kleiner Drehzahl das ausdrechseln der Schaleninnenform beginnen.

Behutsam bis an den Rand schneiden.

Weiter ausdrechseln ...

... und die Schale ist soweit fertig.

Die Innenseite wird geschliffen.

Die Schale wird vom Schraubfutter abgenommen.

Jetzt muss der Zapfen noch entfernt und die Außenform fertig gedrechselt werden. Dazu hat Martin ein Holzfutter vorbereitet.

Das muss nun noch genau auf die Schale abgestimmt werden.

Kleine Korrekturen, prüfen, ...

... nochmal prüfen: Passt!

Die Reitstockspitze unterstützt ein wenig.

Der Zapfen wird zügig abgedrechselt.

Nur noch ein ganz kleiner Zapfenrest ist übrig.

Jetzt wird die Schale mit Klebeband am Holzfutter befestigt.

Ohne die Reitstockspitze wird jetzt die Schalenunterseite fertig gedrechselt und anschließend geschliffen.

Runter mit dem Klebeband.

 

 

 

Und fertig ist die Schale, die Martin stolz den Drechslertreffler zeigt.

 

(c) Die Rechte an den Fotos liegen bei Luggi Schafroth.

 

Letzte Aktualisierung - 5. Juli 2016